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Ein
Leben nach dem
Tode
Glauben Sie, fragte man mich,
an ein Leben
nach dem Tode?
Und ich antwortete: ja!
Aber dann wusste ich
keine Auskunft zu geben,
wie das aussehen sollte,
wie ich selber
aussehen sollte - dort.
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Ich
wusste nur Eines:
Keine Hierarchie
von Heiligen
auf goldenen Stühlen sitzend,
kein Niedersturz
verdammter Seelen -
nur -
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nur Liebe, frei gewordene,
niemals aufgezehrte,
mich überflutend. |
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Kein Schutzmantel starr aus Gold
mit Edelsteinen besetzt;
ein spinnwebenleichtes Gewand,
ein Hauch
mir um die Schultern.
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Liebkosung - schöne Bewegung,
wie einst von thyrrhenischen Wellen,
wie von Worten, die hin und her,
Wortfetzen,
komm, du, komm! |
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Schmerzgeweb,
mit Tränen besetzt,
Berg- und Tal-Fahrt,
und deine Hand
wieder in meiner. |
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So
lagen wir, lasest du vor,
schlief ich ein,
wachte auf,
schlief ein,
wache
auf.
Deine Stimme empfängt mich,
entlässt mich und immer
so fort...
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Mehr
also,
fragen die Frager,
erwarten Sie nicht nach dem Tode?
Und ich antworte:
Weniger nicht.
M.L. Kaschnitz
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